Japanische Kamelie

 

Bei der bezaubernden Japanischen Kamelie denkt man leicht an die unglückliche Liebe der Kameliendame von Alexandre Dumas. Dabei stammt ihr Namenspatron aus einem ganz anderen Milieu.

Camellia japonica L.

Als Georg Joseph Kamel am 2. Mai 1706 im Alter von 45 Jahren an den Folgen einer Darminfektion in Manila starb, deutete nichts darauf hin, dass sein Name für immer im Gedächtnis der Menschheit bleiben würde. Georg Kamel stammte aus Brünn, dem heutigen Brno in Tschechien und hatte nach dem Gymnasium eine Ausbildung als Apotheker absolviert. Mit 21 Jahren war er als Laienbruder in den Jesuitenorden eingetreten und fünf Jahre später im Dienste des Ordens zu einer Reise auf die Philippinen und Marianen aufgebrochen. 1688 trifft er in Manila ein. In den folgenden Jahren richtet er im Jesuitenkonvent von Manila erstmals eine Apotheke ein, die schnell in der Region bekannt wird. Sein großes Interesse gilt nun vor allem den Heilpflanzen der Philippinen, die er systematisch sammelt und beschreibt. 1704 erscheint seine Bearbeitung der philippinischen Pflanzen als Anhang der berühmten Historia plantarum von John Ray, einem der bedeutendsten englischen Botaniker seiner Zeit. Carl von Linne wird über dieses Werk auf die botanischen Arbeiten von Georg Kamel aufmerksam. Er würdigt ihn, indem er 1753 eine aus Japan stammende Verwandte des Teestrauchs nach Kamel benennt: Camellia japonica L.

Die erste Beschreibung dieser Japanischen Kamelie stammte von dem deutschen Arzt und Forschungsreisenden , der von 1690 bis 1692 für die niederländische Ostindienkompanie auf der Handelsniederlassung vor Nagasaki tätig war. Kaempfer hatte die Kamelie unter dem japanischen Namen Tsubakki beschrieben und darauf hingewiesen, dass es bereits im Japan der Edo-Zeit neben der Wildform mit rosaroten, einfachen Blüten auch großblütige, gefüllte Gartenformen gab. Bis heute sind mehr als 32.000 Sorten aus dieser Pflanze gezüchtet und benannt worden. Die Kamelien gehören weltweit zu den wichtigsten Gartenpflanzen. Auch wenn man sie bei uns kaum im Freien kultivieren kann, erfreuen sie sich großer Beliebtheit. In Ihrer Heimat wächst die Japanische Kamelie als 6 bis 9 m hoher Strauch im Unterwuchs immergrüner Laubwälder. Die roten, nektarreichen Blüten der Wildpflanze werden dort vor allem von Vögeln, z.B. dem Japanischen Brillenvogel (Zosterops japonica), bestäubt.

Für den Menschen ist die Kamelie nicht nur als Zierpflanze von Bedeutung. Zwar können die Blätter nicht wie beim nahe verwandten Tee (Camellia sinensis) genutzt werden. Aber die Samen enthalten ein wertvolles Öl, das in Japan vielfältig verwendet wird. Das Teeöl - nicht zu verwechseln mit dem Teebaumöl - eignet sich als hochwertiges Speiseöl, als Haaröl und zur Seifen- und Farbenherstellung. Wenn Sie künftig eine blühende Kamelie bewundern, denken Sie nicht an die unglückliche Liebe der Kameliendame sondern an den kaum bekannten Apotheker von Manila, dessen Name sie trägt. Auch wenn Georg Kamel auf den Philippinen wohl niemals eine Kamelie zu Gesicht bekommen hat.

 

Systematik: Teegewächse (Theaceae)

Heimat: Japan, China

Standort: Gewächshaus 2

Text und Fotos: Ralf Omlor | 02.03.2010