Regionaler Gesteinsgarten

Im Zuge der Umgestaltung des Freilandgeländes wurde im Jahr 2006 ein neuer Gesteinsgarten angelegt, in dem wärmeliebende Pflanzen von Trockenstandorten Rheinhessens, des Nahe- und des Mittelrheintals gezeigt werden. Der regionale Gesteinsgarten schließt sich räumlich und thematisch an die Nachbildung des Mainzer Sandes an. Die auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Lebensräume, Sanddünen auf der einen Seite und Felsbänder oder flachgründige Gesteinsböden auf der anderen Seite, stellen die Pflanzen vor ähnliche Probleme: Sie müssen Hitze und Trockenheit tolerieren und mit einem geringen Nährstoffangebot auskommen. Entsprechend gibt es auch Überschneidungen in der Zusammensetzung der Pflanzengesellschaften der beiden Lebensräume.

Der Gesteinsgarten im Botanischen Garten ist aus drei regionalen Gesteinsarten aufgebaut:

- Andesit: ein grau-schwarzes, basisches Eruptivgestein, das im Nordpfälzer Bergland und entlang der Nahe vorkommt. Die Andesit-Blöcke und Schotterfraktionen im Botanischen Garten stammen aus dem Steinbruch Brunnenfels bei Kirchheimbolanden. Sie wurden von der Basalt-AG gestiftet.

- Rhyolith: ein hellrotes, saures und quarzreiches Eruptivgestein, das im Nahegebiet unter anderem den charakteristischen Rotenfels bei Bad Münster am Stein bildet. Die Gesteinsfraktionen im Botanischen Garten stammen aus dem Steinbruch in Neubamberg. Sie wurden ebenfalls von der Basalt-AG gestiftet.

- Schiefer: Sedimentgestein, das aus Tonablagerungen unter hohem Druck entstanden ist. In unserer Region kommt Schiefer im Bereich des Mittelrheintales, im Hunsrück und in der Eifel vor. Das Gestein für die Schieferhalde im Botanischen Garten wurde vom Schieferwerk Bacharach, Grube Rhein gestiftet.

Neben den Gesteinsbereichen gehört zum regionalen Gesteinsgarten noch ein Hügel für Pflanzen trockener Lössböden in Rheinhessen und eine kleines Feuchtgebiet für Pflanzen des Laubenheimer Rieds. Auf dem Lösshügel wird untere anderem die Steppenkirsche (Prunus fruticosa) gezeigt, von der es südlich von Mainz ein kleines Vorkommen gibt. Eine Besonderheit der Feuchtwiesen des Laubenheimer Rieds ist die sehr seltene Wiesen-Schwertlilie (Iris spuria). Sie kommt in Deutschland nur an wenigen Standorten zwischen Mainz und Oppenheim vor.

Die Bepflanzung der verschiedenen Bereiche des Gesteinsgartens erfolgt in mehreren Schritten und ist noch nicht abgeschlossen. Auf der naturnahen Gesteinsanlage sollen möglichst nur Pflanzen von dokumentierten Standorten verwendet werden. Das bedeutet, dass für jede vorgesehene Pflanzenart eine regionale Population ausgewählt wird, von der zum passenden Zeitpunkt Saatgut gesammelt wird. Die Samen werden dann im Botanischen Garten ausgesät und die jungen Pflanzen zunächst in Töpfen kultiviert bis sie pflanzfähig sind.

Eine floristische Besonderheit des Mittelrheintales ist bereits jetzt im Gesteinsgarten zu sehen: Auf der Schieferhalde wächst die Bopparder Schleifenblume (Iberis linifolia ssp. boppardensis). Diese Pflanze kommt nur bei Boppard im Mittelrheintal vor. Ob es sich bei ihr um eine eigenständige Unterart handelt, ist allerdings umstritten. Die nächsten Standorte der Mittleren Schleifenblume (Iberis linifolia) befinden sich in den Cevennen in Südosten Frankreichs. Das Vorkommen bei Boppard geht möglicherweise auf eine Anpflanzung im Mittelalter zurück.

Das Pflanzkonzept für den regionalen Gesteingarten wurde von Thomas Merz im Auftrag des Botanischen Gartens erstellt.