Steppe
Als Steppen werden die baumlosen Graslandschaften in der gemäßigten Klimazone Eurasiens bezeichnet. Ihnen entsprechen in Nordamerika die Prärien und in Südamerika die Pampa. Die Steppenlandschaften verdanken ihre Charakteristik der sommerlichen Trockenheit und der langen Kälteperiode im Winter. Beides wird durch das kontinentale Klima bedingt. Steppenpflanzen müssen daher sowohl trocken- als auch kälteresistent sein. Aufgrund des Wassermangels in den Sommermonaten können praktisch keine Bäume wachsen. Lediglich einige Zwergsträucher kommen mit den Bedingungen zurecht. Vor allem sind es aber Gräser und Stauden, darunter viele Zwiebelpflanzen, die in den Steppengebieten vorherrschen. Allerdings finden auch sie nur im Frühling und im Herbst günstige Wachstumsbedingen.
Nach der letzten Eiszeit, vor etwa 10.000 Jahren dehnten sich die asiatischen Steppenlandschaften vorübergehend weit nach Westen aus. Die Pflanzen des Mainzer Sandes sind zum Teil Relikte aus dieser Zeit. Um die Bezüge des Mainzer Sandes zu den Steppengebieten zu verdeutlichen, versuchen wir im Botanischen Garten eine europäische Federgrassteppe, wie sie heute in der Ukraine und in Südrussland vorkommt, nachzubilden.
Das vergleichsweise niederschlagsarme und sommertrockene Klima Rheinhessens bietet gute Vorraussetzungen für eine Steppenanlage. Allerdings können Steppenpflanzen auch bei uns nur auf sehr durchlässigen Böden gepflanzt werden, denn sie sind in den feucht-milden Wintermonaten durch Fäulnis bedroht. Für unsere Steppennachbildung wurde der Boden daher bis in etwa 60 cm Tiefe mit Schotter vermischt. Im kontinentalen Klima der Steppengebiete ist der Boden im Winter lange gefroren, und die Pflanzen sind so vor Staunässe geschützt.
Die Bepflanzung der Steppenanlage wurde im Herbst 2006 begonnen und ist noch im Anfangsstadium. Im Frühjahr zeigen zwei Tulpenarten (Tulipa biflora, T. schrenkii) den Steppencharakter an, während in den Sommermonaten bisher vor allem der Mohren-Salbei (Salvia aethiopis) die Steppe dominiert. Er wird in den kommenden Jahren durch Federgräser (Stipa) und weitere südosteuropäischen Steppenpflanzen zunehmend zurückgedrängt werden.
Steppenwald
Ein Bindeglied zwischen dem Steppenrelikt Mainzer Sand und den südrussischen Federgrassteppen stellen die Pusztalandschaften der ungarischen Tiefebene dar. Pflanzen wie der Sand-Lotwurz (Onosma arenaria), der in Deutschland nur auf dem Mainzer Sand vorkommt, haben im pannonischen Raum ihr eigentliches Verbreitungsgebiet. Daher ist auch den ungarischen Steppengebieten, die überwiegend unter dem Einfluss des Menschen entstanden sind, im Botanischen Garten der Universität Mainz ein besonderer Themenbereich gewidmet. Die Bepflanzung dieser kleinen Steppenanlage, zu der auch ein Trockenrasen auf Dolomitgestein gehört, hat im Frühjahr 2009 begonnen. Das Saatgut war im Sommer 2008 zusammen mit Wissenschaftlern der Corvinus-Universität Budapest in Ungarn gesammlet worden. Flankiert werden diese Steppenrasen durch einen südosteuropäischen Steppenwald, mit dessen Bepflanzung im Herbst 2009 begonnen wurde. Vorbild für diese Anlage sind die lichten Tatarenahorn-Eichenwälder der ungarischen Donauebene.