Glänzende Haselwurz

Die bizarre Blüte der Haselwurz.

Asarum splendens (F.MAEKAWA) C.Y.CHENG et C.S.YANG

Während im Freiland des Botanischen Gartens aufgrund der anhaltend kalten Witterung noch keine Pflanzen blühen, lohnt sich in diesen Tagen vor allem ein Besuch in den beiden Überwinterungshäusern. Hier verbringen die Kübelpflanzen aus den warm gemäßigten Klimazonen der Erde dicht gedrängt bei etwa 10°C das Winterhalbjahr. Einige haben die Blätter abgeworfen und halten eine Winterruhe, andere vertreiben sich die Zeit, indem sie ausgiebig blühen. Zu letzteren gehört Asarum splendens, eine noch weitgehend unbekannte Haselwurz-Art aus China. Haselwurz-Arten stammen aus den gemäßigten Breiten der Nordhemisphäre. Die Gattung umfasst etwa 80 Arten, wovon eine in Europa vorkommt, 15 in Nordamerika und die restlichen in Asien, vor allem in China und Japan. Die heimische Haselwurz, Asarum europaeum, bewohnt vorwiegend nährstoffreiche feuchte Laubwälder auf basenreichen Böden. In der Umgebung von Mainz ist sie selten, nur am Gau-Algesheimer Kopf gibt es ein kleines Vorkommen.

Die Haselwurz-Arten gehören zur überwiegend tropischen Familie der Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae), einer relativ ursprüngliche Gruppe der Blütenpflanzen mit einer sehr eigenständigen Blütenmorphologie. Die Blätter und Blüten der Haselwurz werden von einer kriechenden Sprossachse, einem Rhizom, gebildet, das wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche wächst. Die Blüten sind bei unser Pflanze der Woche nur sehr kurz gestielt und erheben sich kaum über den Boden. Die Blütenhülle misst etwa 5 cm im Durchmesser und wird von drei miteinander verwachsenen Kelchblättern gebildet. Blütenkronblätter fehlen. Am Grunde des Blütenbechers befindet sich ein kegelförmiges Gebilde, das aus sechs verwachsenen Fruchtblättern und 12 Staubblättern besteht. Die sechs Griffel der Fruchtblätter überragen die Staubblätter und haben jeweils eine nach außen gerichtete, empfängnisfähige Narbe. Auch die Staubblätter tragen ihre Pollensäcke auf der Außenseite. Die Bestäubung der Haselwurz-Arten ist nur in wenigen Fällen untersucht. Während unsere heimische Haselwurz sich selbst bestäubt, werden einige amerikanische und asiatische Arten von Fliegen oder Pilzmücken bestäubt. Für unsere Pflanze der Woche liegen keine Untersuchungen vor, die Form und Farbe der Blüte deutet aber ebenfalls auf Pilzmücken als mögliche Bestäuber. Sie würden die Blüte für einen Pilz halten, in dem sie normalerweise ihre Eier ablegen. Bei der Suche nach einer günstigen Stelle für die Eiablage würden sie die Blüte bestäuben.

 

Systematik: Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae)

Heimat: China

Standort: Gewächshaus 2 (Kalthaus)

 

Text und Fotos: Dr. Ralf Omlor | 30.01.2009