Alpenveilchen

Das Zimmer-Alpenveilchen (Cyclamen persicum) wird vor allem in der Weihnachtszeit angeboten.

Cyclamen persicum Mill.

In den Wintermonaten haben immergrüne oder blühende Pflanzen seit jeher eine große Bedeutung. Ursprünglich galten sie den Menschen in der dunkeln Winterszeit als ein Hoffnungszeichen für die Wiederkehr des Frühlings. Mit dem Christentum wurde ihre Symbolik allmählich auf das Weihnachtsfest erweitert. Blühende Pflanzen waren in der Weihnachtszeit aber zunächst eine absolute Rarität. Erst seit dem 17. Jahrhundert nahm ihre Zahl durch Einführungen aus dem Mittelmeerraum und später aus den tropischen Regionen der Erde stetig zu. Heute ist es selbstverständlich, auch im Winter aus einem großen Sortiment blühender Topfpflanzen oder Schnittblumen auswählen zu können. Trotz ständiger Neueinführungen und inzwischen günstig produzierbaren Orchideen haben auch einige Klassiker ihren Stellenwert behaupten können. Zu ihnen zählt das Alpenveilchen, das zeitweise als die wichtigste Topfkultur im Gartenbau galt.

Die Alpenveilchen sind eine Pflanzengattung mit 22 Arten, deren Verbreitungsgebiet den zentralen und östlichen Mittelmeerraum umfasst und bis Somalia und in den Iran reicht. Das Sommer-Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens) ist als einzige Art bis in die nördlichen Alpen vorgedrungen. Einige der kleinblütigen Wildarten, insbesondere Cyclamen hederifolium und Cyclamen coum, können bei uns im Freiland kultiviert werden. Wie alle Alpenveilchen bilden sie eine runde oder scheibenförmige Knolle, die bis zu 15 cm groß werden kann. In den trockenen Sommermonaten sterben die Blätter ab, und nur die Knolle überdauert.

Auch das Zimmer-Alpenveilchen (Cyclamen persicum) ist ursprünglich eine zierliche Wildpflanze aus dem östlichen Mittelmeerraum. In Persien kommt es aber nicht vor, der Artname „persicum“ bezieht sich in diesem Fall auf die Blüten und bedeutet „pfirsichfarben“. Im frühen 17. Jahrhundert wurde Cyclamen persicum in Westeuropa bekannt und in den ersten Gärten kultiviert. Für das Freiland war diese Art aber nicht geeignet, sie verträgt nur leichten Frost. Die gärtnerische Züchtung des Zimmer-Alpenveilchens begann etwa 1860 in England und bald darauf in den Niederlanden und in Deutschland. Sie beruht ausschließlich auf unterschiedlichen Varianten der Wildpflanze Cyclamen persicum, es wurden keine anderen Arten eingekreuzt.

Heute wird ein kaum überschaubares Sortenspektrum angeboten, und allein in Europa werden jährlich etwa 200 Millionen Exemplare verkauft. Bei den modernen Sorten handelt es sich überwiegend um sogenannte F1-Hybriden. Sie werden durch die Kreuzung zweier reinerbiger Elternlinien erzielt und sind in der ersten Generation daher einheitlich. Auch die Sorten ‚Canto’ und ‚Silver Heart’, die wir im Botanischen Garten der Universität Mainz für die Schulung der Auszubildenden kultivieren, sind solche F1-Hybriden. Diese Sorten zählen zu den Mittelgroßen- bzw. zu den Mini-Cyclamen, die heute überwiegend angeboten werden und häufig auch wieder den Blütenduft der Wildart besitzen. Die Großblütigen-, Gefülltblütigen- oder Gefransten-Cyclamen sind nicht mehr so populär wie früher. Aber das Image der „Oma-Blume“, das aus dieser Zeit stammt, wird dem Alpenveilchen wohl noch lange anhängen. Zu Unrecht, wenn man die kleinen duftenden Sorten betrachtet.

Systematik: Primelgewächse (Primulaceae)

Heimat: Südwesten der Türkei, Libanon, Jordanien, Israel

Standort: Gewächshausbereich (Anzucht)

Literatur

Encke, F. (1960). Pareys Blumengärtnerei. Beschreibung, Kultur und Verwendung der gesamten gärtnerischen Schmuckpflanzen. Band 2. Parey - Berlin, Hamburg.

Krausch, H.-D. (2003). "Kaiserkron und Päonien rot ..." Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen. Dölling und Galitz - München, Hamburg.

Mabberley, D.J. (2008). Mabberley's Plant-Book. A portable dictionary of plants, their classification and uses. 3rd ed. Cambridge University Press.

Text und Fotos: Dr. Ralf Omlor | 01.12.2009