Bundesweites Referenzprojekt: „Grüne Schule” erschließt Potential des Botanischen Gartens für Bildungs- und Erlebnisangebote in ganz neuer Weise
(Pressemitteilung | Mainz, 18. März 2008, gie)
Der Botanische Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erhält eine „Grüne Schule”: In dem geplanten innovativen und multifunktionalen Gebäude lassen sich umfassende Bildungs- und Erlebnisangebote aus der Vielfalt der Pflanzenwelt insbesondere für Schülerinnen und Schüler, aber auch für Interessierte aller Altersgruppen umsetzen. Denn mit dieser zusätzlichen Schnittstelle soll die Vernetzung zwischen der Hochschule und den Schulen der Region weiter intensiviert werden. Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, begrüßte dies. „Mit der Grünen Schule rückt die Johannes Gutenberg-Universität noch ein Stückchen näher an die Stadt Mainz heran. Darüber freue ich mich. Das tut der Stadt gut, das tut aber auch der Universität gut“, sagte Ahnen. Die selbst gestellte Aufgabe der „Grünen Schule“ sei es, schon bei Kindern die Begeisterung für Natur und Wissenschaft zu wecken. Dies füge sich bestens in die deckungsgleichen Bemühungen der Landesregierung ein. „Kooperationen zwischen Schulen und Hochschulen sind gute Instrumente, um den Wissensdurst von Kindern und Jugendlichen zu nutzen und um ihnen wissenschaftliche Erkenntnisse näher zu bringen“, erklärte die Ministerin. Genau dies wolle die „Grüne Schule“ leisten, und deshalb habe sich das Land bereiterklärt, die Universität bei der Umsetzung dieses Vorhabens finanziell zu unterstützen.
Die Idee zur Gründung einer „Grünen Schule” entstand vor etwas mehr als einem Jahr bei der Konzeption der Ausstellung „Pflanzen, Forschen, Erhalten – 60 Jahre Botanischer Garten Mainz”. Diese Ausstellung stellte neben der Geschichte des Gartens auch Perspektiven für seine weitere Entwicklung vor. So haben sich die Aufgaben und Ziele des Botanischen Gartens, der 1945 zunächst ausschließlich für die Belange von Forschung und Lehre konzipiert wurde, in den vergangen Jahrzehnten schrittweise verändert. „Die universitäre Forschung und Lehre bilden zwar nach wie vor die Kernaufgaben des universitären Gartens”, erklärt der Dekan des Fachbereichs Biologie, Univ.-Prof. Dr. Harald Paulsen, „zu seinem Selbstverständnis zählen inzwischen aber auch ein öffentliches Bildungsangebot und das Bestreben, durch Erhaltungskulturen und Bewusstseinsbildung einen Beitrag zur Bewahrung der biologischen Vielfalt zu leisten. Diesem Anspruch hat die aktuelle Umgestaltung des Gartens bereits Rechnung getragen. Die „Grüne Schule” soll nun diese Aufgaben des Botanischen Gartens weiter stärken und sichtbar nach außen tragen.”
Das Gebäude wird über einen zentralen Schulungsraum verfügen, der je nach Bedarf mit 30 Tischarbeitsplätzen oder mit 70 Stühlen für Vortragsveranstaltungen ausgestattet werden kann. „Die 'Grüne Schule' ist multifunktional konzipiert”, erklärt der wissenschaftliche Leiter des Botanischen Gartens, Dr. Ralf Omlor, „denn sie soll neben der Betreuung von Schulklassen auch Fortbildungen für Lehrkräfte, Seminare und öffentliche Vorträge, wissenschaftliche Tagungen und die Präsentation von Ausstellungen ermöglichen. Auf diese Weise können wir das Potential des Gartens in Zukunft in ganz neuer Weise nutzen und unser bereits bestehendes Bildungsangebot deutlich ausbauen.”
„Botanischer Garten übernimmt bundesweit Vorreiterrolle”
Die Kosten für das Bauprojekt in Höhe von 370.000 Euro tragen das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Fachbereich Biologie der Universität sowie der Freundeskreis des Botanischen Gartens. „Für die Ausstattung mit Mikroskopen müssen wir allerdings noch weitere Mittel einwerben”, so Dr. Omlor. Das Bauprojekt wird von der Abteilung Immobilien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz umgesetzt. Baubeginn wird voraussichtlich Mitte des Jahres sein. Dem Bau der „Grünen Schule” soll in einem zweiten Schritt die Einrichtung einer Stelle für eine/n pädagogische/n Mitarbeiter/n folgen, über die die gesamte Bildungsarbeit im Botanischen Garten koordiniert und eine Vernetzung mit dem Studium für das Lehramt im Fachbereich Biologie geschaffen wird. „Damit übernimmt der Botanische Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eine Vorreiterrolle unter den universitären Gärten in Deutschland”, erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, „zwar engagieren sich inzwischen viele Botanische Gärten in der Bildungsarbeit, aber kaum ein universitärer Garten verfügt über entsprechende räumliche und personelle Kapazitäten. Dabei ist das konsequente Bekenntnis zum Bildungsauftrag vor dem Hintergrund des Klimawandels und des weltweiten Artenschwundes zu einer enorm wichtigen gesellschaftlich Aufgabe geworden.“ Nicht zuletzt fordert auch die im November 2007 vom Bundeskabinett beschlossene „Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt” [www.bmu.de/naturschutz_biologische_vielfalt] die „Verbesserung der Rahmenbedingungen für Bildungs- und Erlebnisangebote zur Erhaltung biologischer Vielfalt” in Botanischen Gärten und ähnlichen Einrichtungen.
Der Botanische Garten der Johannes Gutenberg-Universität hat in den vergangenen Jahren durch spannende Ausstellungen und große Events wie der Musiknacht auf sich aufmerksam gemacht. Er bietet ein vielfältiges Führungsangebot für die Öffentlichkeit und speziell auch für Schulklassen an. „Inzwischen nehmen jährlich etwa 3.500 Personen an rund 150 Führungen teil, darunter immer mehr Kinder- und Schulgruppen”, so Dr. Omlor, „das Interesse an den Angeboten des Botanischen Gartens nimmt stetig zu.”