Mandschurische Pfeifenwinde

Der verlockende Schlund der Pfeifenwinde.

Aristolochia manshuriensis Franch.

Die mandschurische Pfeifenwinde ist eine bei uns kaum bekannte Schlingpflanze aus Nordostchina und Korea, die gut zur Begrünung großer Kletterhilfen geeignet ist. Sie kann ähnlich verwendet werden wie die etwas bekanntere amerikanische Pfeifenwinde (Aristolochia marcophylla), von der sie sich im nicht blühenden Zustand auch kaum unterscheidet. Die Blüten der mandschurischen Pfeifenwinde sind mit 5-6 cm Länge jedoch sehr viel eindrucksvoller als bei ihrer amerikanischen Verwandten. Mit einigen tropischen Pfeifenwinden kann sie aber nicht konkurrieren, denn diese erreichen Blütendurchmesser von bis zu 40 cm und gehören damit zu den eindrucksvollsten Pflanzen in den Gewächshäusern Botanischer Gärten.

Pfeifenwinden (Aristolochia) gehören zur Gruppe der Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae), einer überwiegend in den Tropen verbreiteten Pflanzenfamilie mit etwa 475 Arten. In Deutschland kommen nur zwei Arten aus dieser Familie vor: Die seltene und unscheinbare Haselwurz (Asarum europaeum), die gerne in der Krautschicht feuchter Buchenwäldern wächst, und die Osterluzei (Aristolochia clematitis), die gelegentlich an den Rändern warmer, trockener Weinberge gedeiht.

Der Name Pfeifenwinde ist von der gebogenen Form der Blüten abgeleitet, die an eine Tabakspfeife erinnert. Die Blüten werden in der Regel von Fliegen bestäubt. Zur Anlockung der Fliegen verströmen die Blüten tropischer Pfeifenwinden zum Teil einen angenehmen, obstartigen Geruch, viel häufiger aber einen bestialischen Aas- oder Fäulnisgestank. Die Fliegen klettern betört ins Innere der Blüten, wo sie bei einigen Arten durch Reusenhaare oder Engstellen so lange eingeschlossen werden, bis sie die Blüte bestäubt haben. Die mandschurische Pfeifenwinde zeigt keine Spezialisierungen dieser Art. Die Färbung der Blüten ist außen unscheinbar grünlich, innen dagegen intensiv violett. Da die Pflanze auf den unerhörten Gestank verzichtet, kann man sich die Schönheit der bizarren Blüten unbesorgt auch aus nächster Nähe anschauen.

Systematik: Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae)

Heimat: Nordostchina (Mandschurei), Korea

Standort: Kletterpflanzen am Pavillon im Zentrum des Freilandgeländes

Text und Fotos: Ralf Omlor | 16.04.2007