Die röhrenförmigen Blüten werden von Kolibris bestäubt.
Escallonia rubra (Ruiz et Pav.) Pers.
Der November gilt vielen Menschen als der trostloseste Monat des Jahres. Er ist verschrien als grau nass, neblig, kalt und wer weiß was alles. Dabei hat der November für Gartenfreunde oft noch einiges zu bieten. Vor allem Pflanzen aus Klimazonen mit feuchtmilden Wintern nutzen die günstigen Wachstumsbedingungen im Herbst, um ihre Blühphase zu verlängern oder um überhaupt erst mit dem Blühen zu beginnen. Das kennt man vom Immergrünen Schneeball des Mittelmeergebietes (Viburnum tinus), von dem aus China stammenden Duftenden Schneeball (Viburnum farreri), oder dem Winter-Schneeball (Viburnum x bodnantense), die alle in diesen Wochen mit der Blüte begonnen haben. Unsere aktuelle Pflanze der Woche kommt auch aus einem wintermilden Klima, aber aus einer ganz anderen Region der Erde.
Der Rote Andenstrauch (Escallonia rubra) ist im Südwesten Südamerikas beheimatet. Sein Verbreitungsgebiet liegt hauptsächlich in Chile und reicht von der Region Coquimbo, in der die schmale mediterrane Klimazone Südamerikas beginnt, bis zur Region Magellanas im äußersten Süden des Kontinents. Im trockeneren Norden des Verbreitungsgebietes wächst der Andenstrauch entlang von Wasserläufen, im feuchteren Süden gehört er zum Unterwuchs der immergrünen Wälder, und kommt zusammen mit Fuchsien, Myrtengewächsen und Gunnera Arten (Mammutblatt) vor. Der Andenstrauch ist eine immergrüne Pflanze, deren junge Triebe und Blütenstiele mit auffälligen Drüsen besetzt sind. In seiner Heimat blüht er vom Frühjahr bis in den Herbst, und die etwa 1 cm langen, rosa oder rötlichen Blüten werden von Kolibris bestäubt.
Aufgrund seiner langen Blütezeit und seiner dunkelgrünen, glänzenden Blätter ist der Andenstrauch eine beliebte Zierpflanze. In Mitteleuropa wird er allerdings kaum angeboten. Denn während er im Südwesten Englands und in Irland völlig winterhart ist und beispielsweise als Heckenpflanze verwendet wird, gilt er in Deutschland als Kalthauspflanze, die im Gewächshaus überwintert werden muss. Im Weinbauklima kann man den Andenstrauch aber mit leichtem Winterschutz ganz gut im Freien überwintern, wie unsere Erfahrungen seit Anfang der 1990er Jahre belegen. Er blüht bei uns im Frühling und im Herbst. Sollte er in einem strengen Winter zurückfrieren, treibt er im Frühjahr aus den älteren Zweigen problemlos wieder aus. Neben dem Roten Andenstrauch umfasst die Gattung Escallonia noch 39 weitere Arten. Zudem wurden mehrere Hybriden und Sorten gezüchtet. Solange es mild bleibt, wird der Rote Andenstrauch weiterblühen und den Besucher des Botanischen Gartens Gelegenheit geben, ihre Meinung über den November zu überdenken.
Systematik: Andenstrauchgewächse (Escalloniaceae)
Heimat: Chile, Argentinien
Standort: Systematische Abteilung, Beet 33a
Text und Fotos: Dr. Ralf Omlor | 20.11.2008