Vanillen-Pestwurz

Die Blüten mit den violetten Staubblättern.

Petasites fragrans (Vill.) C.Presl.

Der bislang sehr milde Winter hat in den vergangenen Wochen die Frage aufkommen lassen, wie denn die Pflanzen auf diese Witterung reagieren, und ob nicht schon die ersten Frühlingsblumen zu sehen seien. Im Freiland des Botanischen Gartens blühen zwar derzeit wirklich einige Pflanzen, aber es handelt sich dabei fast ausschließlich um die typischen Winterblüher, die jedes Jahr zwischen Dezember und März ihre Blütenknospen öffnen. Zu ihnen zählt auch die Vanillen-Pestwurz, die trotz ihres ambivalenten Namens in dieser Jahreszeit zu den attraktivsten Gartenpflanzen gehört.

Pestwurz-Arten sind in unserer heimischen Flora keine Seltenheit. Es sind Stauden mit großen, rundlichen Blättern, die bevorzugt an feuchten und halbschattigen Stellen, etwa an Bachufern, wachsen. Den Namen „Pestwurz“ verdanken sie ihrem unangenehm riechenden Wurzelstock, aus dem im Mittelalter ein Sud gekocht wurde, der harn- und schweißtreibend wirkte und besonders gegen die Pest, aber auch gegeben Fieber und Viehseuchen eingesetzt wurde.

Die hier vorgestellte Vanillen-Pestwurz (Petasites fragrans) zählt nicht zu den heimischen Arten und hat auch nichts mit der Pest zu schaffen. Sie stammt vermutlich aus Nordafrika, ist aber heute in weiten Teilen des Mittelmeergebietes sowie in Großbritannien eingebürgert. Erstaunlicherweise kennt man von dieser Pestwurz nur männliche Pflanzen. Auf den ersten Blick ist das nicht leicht zu sehen, denn die Vanillen-Pestwurz ist „schein-zwrittrig“: Die Blüten haben neben den Staubblättern auch einen Griffel, der den Pollen aus den Staubblättern heraus schiebt. Danach stirbt der Griffel aber ab, und auch der Fruchtknoten ist weitgehend reduziert. In der Praxis bedeutet das, dass die Vanillen-Pestwurz, deren Blüten tatsächlich einen betörenden Vanille-Geruch verströmen, keine Samen bilden kann. Das deutet darauf hin, dass wohl fast alle heutigen Standorte der Vanillen-Pestwurz auf Ausläufer zurückgehen, die vom Menschen verpflanzt worden sind. Die fehlende Ausbreitung durch Samen ist vermutlich ein Segen, denn die Vanillen-Pestwurz gilt in wärmeren Regionen als eine der am meisten gefürchteten, invasiven Pflanzen.

Systematik: Korbblütler (Asteraceae)

Heimat: Vermutlich Nordafrika, verwildert im Mittelmeergebiet und in Großbritannien

Standort: Duftpflanzenbeet am Linné-Weg und Gymnospermen-Abteilung

Text und Fotos: Dr. Ralf Omlor | 19.01.2007