Winterblüher im Botanischen Garten

Die aus China stammende Berberis bealei blüht bei uns oft schon im Januar

Auch in den Wintermonaten lohnt sich ein Rundgang durch die Freilandbereiche des Botanischen Gartens. Vor allem das Arboretum ist in dieser Jahreszeit attraktiv. Denn die teilweise sehr bizarren Borken der Bäume sind in der blattlosen Zeit besser zu erkennen, und auch die immergrünen Nadelbäume kommen nun zu voller Geltung.

Aber es gibt auch den ganzen Winter hindurch blühende Pflanzen zu entdecken. Oft beginnen die ersten Schneeball-Arten (Viburnum x bodnantense und Viburnum farreri) bereits im November mit der Blüte. Im Dezember folgen dann der Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) und die Balearen-Waldrebe (Clematis cirrhosa var. balearica). Bei sehr milder Witterung blühen die ersten Prunus-Arten - etwa die Schneekirsche (Prunus subhirtella ‚Autumnalis’) - noch vor Weihnachten, meist aber ab Januar. Zum chinesischen Neujahrsfest zwischen Januar und Februar erscheinen die duftenden Blüten der Chinesischen Winterblüte (Chimonanthus praecox), und auch die Zaubernussarten (Hamamelis mollis, Hamamelis vernalis und Hamamelis japonica) entfalten in dieser Zeit ihre filigranen Blütenblätter. Ab Februar erblühen die ersten Heckenkirschen (Lonicera fragrantissima, Lonicera standishii und Lonicera x purpusii), die duftende Himalaya-Schleimbeere (Sarcococca hookeriana var. humilis) und einige chinesische Mahonien (etwa Mahonia bealei). Schließlich kommen der Winterling (Eranthis hiemalis), Nieswurz (Helleborus), die ersten Seidelbastarten (Daphne laureola) und das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) hinzu. Im März wird die Blühliste dann schon wieder zu lang, um alle einzeln aufzählen zu können.


Die starkt duftenden Blüten der Chinesischen Winterblüte (Chimonanthus praecox)

Fast alle Sträucher und Bäume, die bei uns im Winter blühen, sind keine heimischen Arten. Nur die Haselnuss (Corylus avellana), deren Blüten oft schon im Januar durch den Wind bestäubt werden, die Kornelkirsche (Cornus mas), der Lorbeer-Seidelbast (Daphne laureola) und die Schneeheide (Erica carnea) gehören zur Vegetation Mitteleuropas. Alle anderen Sträucher und auch die meisten Stauden, die im Winter blühen, stammen aus Ostasien, Nordamerika oder dem südlichen Europa. Das ungewöhnliche Blühverhalten im Winter ist in vielen Fällen eine Anpassung an die feuchtmilden Winter der Herkunftsregionen. Es kann aber auch eine Strategie sein, der hohen Konkurrenz um bestäubende Insekten in der Hauptblütezeit zu entgehen. Auch bei uns werden viele der exotischen Winterblüher an milden Tagen von Hummeln und Bienen besucht.

Auf unser Internetseite Garden Explorer finden Sie einen Vorschlag für einen Themenrundgang zu den winterblühenden Pflanzen im Freiland des Botanischen Gartens.

Text und Fotos: Ralf Omlor | 2004-2019