Anfang Juni ist der Botanische Garten in voller Blüte, und es fällt schwer zu entscheiden, wo man zuerst hinschauen und welchem Blütenduft man nachgehen soll. Aus diesem opulenten Blütenmeer ragt im Moment eine Pflanze aber doch heraus. Die große Bougainvillea mit ihren quietschend pinken Blüten muss man definitiv gesehen haben. Sie wirkt so unecht, dass man es kaum fassen kann.
Bougainvilleen stammen aus Südamerika und wurden erstmals von Philibert Commerson und Jeanne Baret, die als Botaniker an der Weltumsegelung (1766-1769) des Französischen Entdeckers Louis-Antoine de Bougainville teilnahmen, in Brasilien gesammelt und später wissenschaftlich beschrieben. Jeanne Baret, die sich auf dieser Reise als Mann verkleiden musste, war die erste Frau, die an einer Weltumsegelung teilgenommen hat. Aber das nur am Rande.
Die Einführung der ersten Bougainvilleen in die Gartenkultur erfolgte dann um 1829 in England, von wo aus sie sich schnell in Europa verbreiteten. Heute trifft man die leuchtend blühenden Bougainvilleen in allen subtropischen und tropischen Regionen sowie im südlichen Europa. Sie werden vor allem als kletternde Sträucher zur Begrünung von Wänden eingesetzt. Auch bei uns in Mitteleuropa sind sie inzwischen in vielen Farben im Pflanzenhandel verbreitet, können aber nicht im Freien überwintert werden. Daher werden sie auch im Botanischen Garten als Kübelpflanzen kultiviert und nur im Sommerhalbjahr im Freiland zwischen den Gewächshäusern aufgestellt. Überwintert werden sie bei etwa 10° Celsius, im Sommer brauchen sie volle Sonne.
Bei der nun besonders auffällig blühenden Bougainvillea × buttiana handelt es sich um eine Hybride zweier südamerikanischer Arten, die 1910 aus Kolumbien von einer Mrs. R.V. Butt auf die Karibikinsel Trinidat gebracht wurde von von dort aus in alle Welt verbreitet wurde. Diese Hybride blüht mehrfach im Jahr und bildete den Ausgangspunkt für die Züchtung eines heute kaum mehr überschaubaren Spektrums an unterschiedlichen Blütenfarben.
Wobei die eigentlichen Blüten hier streng genommen gar nicht so entscheidend sind. Sie sind schmal röhrenförmig, stehen in Dreiergruppen relativ unscheinbar zusammen und werden in Südamerika von Kolibris bestäubt. Die eigentliche Attraktion sind die farbigen Hochblätter die unter den Blüten stehen. Und da sich die grünen Laubblätter erst in den kommenden Wochen entwickeln, ist die Wirkung im Moment so spektakulär.