Zweiter Blütenstart der Bananen-Yucca

Im Mai 2020 blühte unsere Bananen-Yucca zum ersten Mal. Damals war der Garten noch wegen Corona geschlossen und es blieb zunächst nur der Blick auf den online veröffentlichten Bericht. Nach drei Jahren Pause hat diese wärmeliebende Yucca, die selten im Freien zu sehen ist, nun erneut einen imposanten Blütenstand gebildet. Er wird sich in den nächsten Tagen öffnen und kann täglich von 8.00 bis 18.00 Uhr im Eingangsbereich des Botanischen Gartens bestaunt werden. Dem Bericht von 2020 ist nur hinzuzufügen, dass die Yucca damals leider keine Früchte gebildet hatte. Vielleicht klappt es ja diesmal.

 

Bananen-Yucca blüht erstmals im Freiland (5. Mai 2020)

Zum ersten Mal blüht jetzt im Botanischen Garten der Universität Mainz die im Deutschen meist als Blaue Palmlilie bezeichnete Yucca baccata var. baccata. Vor neunzehn Jahren war diese Pflanze aus Samen gezogen und 2003 in das schmale Beet der Sukkulenten-Rabatte im Eingangsbereich des Botanischen Gartens gepflanzt worden. Wer siebzehn Jahre lang mit wachsendem Interesse an der Blattrosette, die stark einer Agave ähnelt, vorbei spaziert ist und die ganze Zeit auf eine blaue Blume hoffte, sieht sich jetzt vielleicht betrogen. Denn die Blüten der Blauen Palmlilie sind wunderbar cremefarben. Blau bezieht sich hier auf die Färbung der Blätter, und das konnte man ja schon immer sehen. Nennen wir sie ab jetzt also lieber bei ihrem amerikanischen Trivialnamen Banana Yucca. Das bezieht sich auf die essbaren Früchte, und von denen haben wir jetzt alle noch keine Vorstellung.

Pflanzennamen können leicht in die Irre führen, damit muss man sich abfinden. Der eigenartige Gattungsnamen Yucca, zum Beispiel, ist indianischen Ursprungs. In der Karibik und im nördlichen Südamerika bezeichnete Yuca die Nahrungspflanze Maniok (Manihot esculenta). Die Übertragung dieses Namens auf die Palmlilien wird dem Londoner Arzt und Botaniker John Gerard angelastet. Er hatte als einer der ersten Europäer eine Kerzen-Palmlilie (heute Yucca gloriosa) in seinem Garten und beschrieb die kostbare Rarität bereits 1597 in seinem berühmten Kräuterbuch The Herball. Zur Blüte gelangte sie in Gerards Garten aber nicht.

Doch zurück zu unserer Pflanze. Es gibt auf Wikipedia ein schönes Foto, das zeigt eine Bananen-Yucca an ihrem natürlichen Standort am Rande des Grand Canyon in Arizona (USA) in einer fast völlig kahlen Landschaft. Da wir dort alle gerade nicht hin können, würde ich Ihnen gerne einen Besuch im Botanischen Garten empfehlen, aber der ist wegen Corona leider auch noch geschlossen. Bleibt im Moment also nur dieser digitale Bericht, um das in Mainz noch nie gesehene Blühereignis zu dokumentieren.

Die Bananen-Yucca ist eine Pflanze extremer Trockengebiete, soviel wissen wir bereits. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst im Südwesten der USA die Staaten Kalifornien, Nevada, Utah, Colorado, New Mexiko, Texas und reicht bis nach Sonora und Chihuahua in Mexiko. Die Flora of North America nennt als typische Standorte felsige Hänge, niedrige Kiefern- (pinyon), Eichen- oder Wacholder-Vegetation und Grasland in Höhenlagen zwischen 400 und 2500 m. Aus dem Vorkommen in so großen Höhen erklärt sich die starke Frostresistenz, die bis -28 °C reichen soll. Aber das heißt nicht, dass die Bananen-Yucca bei uns als Gartenpflanze leicht zu kultivieren wäre. In ihrer Heimat verbringt sie den Winter entweder unter einer schützenden Schneeschicht oder in ziemlicher Regenarmut. Keines von beiden kann ihr das hiesige Winterklima bieten.

Erste Pflicht für den Kultivateur einer Bananen-Yucca in unseren Breiten ist daher die Vermeidung von zu viel Feuchtigkeit im Winter. Unerlässlich ist dafür ein sehr durchlässiges Substrat, und hilfreich ist ein regengeschützter Standort eventuell sogar ein kleines Regendach im Winter. Dann heißt es warten. In unserem Fall neunzehn Jahre lang. Und dann auf einmal, schiebt sie einen etwa einen Meter hohen Blütenstand und bildet die größten und prächtigsten Palmlilienblüten, die wir je gesehen haben! Damit aus diesen Blüten nun irgendetwas Bananenartiges wird, braucht es in der Natur spezielle Motten, die in Symbiose mit den Palmlilien leben und die Bestäubung sicherstellen. Diese gut untersuchte Symbiose kennen Sie vielleicht von der Faden-Palmlilie (Yucca filamentosa), einer in unseren Gärten weit verbreiteten Schwesterart aus dem Südosten Nordamerikas. Da es diese Motten bei uns nicht gibt, muss nun der Kultivateur mit einem Pinselchen ran und den Pollen der Staubblätter auf die Narbe der Fruchtblätter übertragen. Ob das tatsächlich klappt? Man wird es in ein paar Wochen sehen.

Bis es soweit ist werden wir noch nicht wieder an den Grand Canyon können, aber sicher wieder in den Botanischen Garten. Der Bananen-Yucca sollte dann Ihr erster Besuch gelten. Sie finden Sie etwa 60 Meter hinter dem Haupteingang am Ende der Sukkulenten-Rabatte auf der rechten Seite des Wegs. Fotos der blühenden Pflanze finden Sie ab sofort auch im Garden Explorer, unserer Datenbank im Internet. Wenn Sie den Garden Explorer nutzen, werden Sie sehen, dass es im Botanischen Garten noch zehn weitere Yucca-Arten gibt, die aber jetzt noch nicht blühen. Für den Tag der Wiedereröffnung des Botanischen Gartens können Sie sich hier aber schon mal die Standorte aller Pflanzen suchen, die Sie dann unbedingt sehen möchten.

Text und Fotos: Ralf Omlor, 5. Mai 2020, ergänzt 12. Mai 2023

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